direct message – Thilo Seibt

© Thilo Seibt

Der Ansatz von sozialen Medien wie Twitter, Facebook, Tiktok oder Instagram ist es, Nachrichten, Bilder oder Filme an ein weltweites Publikum oder einen großen Freundeskreis versenden zu können. Dies geschieht zumeist mit der Absicht eine gewisse Aufmerksamkeit sowie eine kurze Rückmeldung zu bekommen. Um das zu erreichen, müssen die Nachrichten oder Bilder im großen Nachrichtenstrom auffallen, müssen extremer werden, müssen Klischees entsprechen. Die Vielzahl der Grautöne wird dabei immer öfter durch ein polarisierendes Schwarz oder Weiß abgelöst. Durch die enorme Menge von empfangenen Nachrichten wird meist nur sehr kurz geantwortet. Dies geschieht überwiegend in standardisierten Symbolen. Der Gedanke des Gegenübers wird nicht aufgenommen und weitergeführt, nur selten wird überhaupt ein Wortkommentar hinterlassen. Spätestens dann ist der Austausch in aller Regel beendet. Ein vertieftes Kennenlernen findet nicht statt. Die Kommunikation wird auf beiden Seiten oberflächlicher, obwohl eigentlich mehr Schlaglichter ausgetauscht werden.

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Die Veränderung der Kommunikationsformen und -kulturen im Alltag ist in „direct message“ als Thematik aufgenommen worden. Dabei wird bewusst mit Instagram als einem Medium gearbeitet, durch das die Veränderung hervorgerufen wird. Neben dem beschriebenen globalen Nachrichtenstrom, gibt es bei Instagram eine Möglichkeit der direkten Kommunikation. Hier können Bilder und kleinere Texte miteinander ausgetauscht werden. Mit dieser Form der Kommunikation, die eher dem Schreiben einer E-Mail oder einem Chat entspricht, sind mehrere Gespräche in Bildern geführt worden.

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Ein Vorteil der sozialen Medien ist es, dass jederzeit mit Gleichgesinnten weltweit Kontakt aufgenommen werden kann. Das Gesprächsangebot wurde gern angenommen. So konnte über ein halbes Jahr mit zehn Fotografierenden ein fotografischer Dialog geführt werden. Dieser begann in allen Fällen mit ein und der selben Fotografie. Darauf wurde mit einer Fotografie reagiert, auf die wieder mit einer Fotografie geantwortet wurde. Die Antworten nahmen dabei inhaltlich oder stilistisch Bezug auf die empfangene Fotografie. Durch die bilateral im Wechsel ausgetauschten Fotografien entstanden zuweilen lange sehr persönliche Bildgespräche. Die universelle Sprache von Bildern überbrückte dabei die kulturellen Unterschiede. Im Rahmen der Ausstellung „direct message“ sollen sieben Dialoge ausgestellt werden.

© Thilo Seibt

Teilnehmende Künstlerinnen und Künstler:

Adela Sanz Pascual
Irena Šormová
James Ikpe
Jano Sandoval
Kyoungseok Lee
Michala Norup
Philip Butler
Thilo Seibt (Blaue Ampel)

Fotoatelier am Schönen Berg
vom 17.10. – 01.11.2020
Vernissage: Freitag, 16. Oktober 2020 ab 19 Uhr
Mansteinstr. 16, 10783 Berlin

Öffnungszeiten: Samstag / Sonntag von 12 – 18 Uhr