Granica

EINZELAUSSTELLUNG

„Granica“ – Thilo Seibt

Ausstellung im Fotoatelier am Schönen Berg in Berlin
vom 19.10. – 10.11.2013
Vernissage: Samstag, 19.10.2013
Mansteinstr. 16, 10783 Berlin

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Berlin liegt geografisch im Osten Deutschlands. Viele Besucher und Einwohner haben jedoch das Gefühl, dass Berlin im Mittelpunkt der Republik liegt. Der gefühlte Längengrad ist meist zwischen Magdeburg und Hannover verortet. Die meisten bemerken die östliche Lage erst bei einem Ausflug an die Oder. Dort steht man dann -nicht mal eine Autostunde entfernt- an der Grenze zu Osteuropa. Hier beginnt für viele das Unbekannte. Eine fremde Sprache und eine unbekannte Kultur halten die Reisenden ab, diese Grenze zu überschreiten. Das Ferne so nah. Die große osteuropäische Ebene durchzogen von den breiten Flüssen, die riesigen Waldflächen bewohnt von Elchen, Bären und Wölfen und dieser weite Horizont mit den wehmütig ziehenden Wolken, sie liegen vor den Toren Berlins.

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Die Oder ist ein stiller Fluss. Sie rückt sich nicht gern in den Mittelpunkt. In einer weiten Ebene fließt sie Richtung Norden und bildet heute die Grenze zwischen zwei Völkern mit einer tausendjährige gemeinsame Geschichte. Das Zusammenleben dieser beiden Völker war meist nicht einfach. In den letzten siebzig Jahren war die Grenze meist geschlossen, gab es nur wenige Brücken und Fähren.

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Erst in den letzten Jahren können sich die Anwohner des Flusses kennen lernen. Das passiert nun sehr behutsam. Vielleicht auch, weil das kulturelle Erbe der Oder verschüttet scheint. Wer nach Liedern und Texten über die Oder sucht, wird schwer fündig. Andere Flüsse und Ströme sind besungen und beschrieben worden. Die Oder ist tut sich da schwer. Die Oder ist ein stiller Fluss.

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Mit der fotografischen Arbeit macht Thilo Seibt auf die nahe Grenze (poln. Granica) aufmerksam. Obwohl die Republik Polen nicht einmal 80 Kilometer von Berlin entfernt ist, wird dies heute in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen. Der kleine Grenzverkehr über die Oder ist kaum der Rede wert. Ein polnisches Leben ist in Berlin kaum sichtbar. Die Wenigsten wissen, dass die Polen in Berlin die zweitgrößte Migrationsgruppe bilden. Mit den Fotografien über die Oder will Thilo Seibt diese Themen aufnehmen und für den Austausch zwischen den Völkern werben.

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